Montag, 23. März 2020
„Distanz“ (Social Distancing) als neues Instrument der Fürsorge - ein Traditions- und Kulturbruch
War unsere Gesellschaft bislang vom traditionellen Begriff der Fürsorge geprägt, so erleben wir aktuell einen Traditions- und Kulturbruch - gar ein kulturelles Erdbeben. Damit werden wir nun alle - weltweit – umgehen müssen. Die Natur gibt der Menschheit aufgrund eines neuen Virus die Aufgabe, sich mit einer in Jahrhunderten alten gewachsenen Tradition des Miteinanders, innerhalb weniger Tage und Wochen zu befassen.
Fürsorge wird im Lexikon des „Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge“ wie folgt beschrieben: „So entstand mit der Ausdifferenzierung der Zielgruppen über die Armenunterstützung hinaus neue Handlungsfelder wie die Säuglings-, Krüppel- und Gesundheitsfürsorge (-Hilfen zur Gesundheit)… Die Umbenennung des „Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit“ in „Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge“ im Jahr 1919 kann als Indiz für ein geändertes Verständnis staatlicher Sozialpolitik gedeutet werden. Zu Beginn der 1960 er Jahre wurde der Begriff Fürsorge nach und nach durch Begriffe wie Sozialhilfe, Sozialarbeit,. Auflage Sozialpädagogik und soziale Sicherung ersetzt.“ (vgl. Fachlexikon der Sozialen Arbeit – 8. Auflage – Nomos Verlag 2017).
Allen diesen Formen lagen komplexe und zwischenmenschliche Interaktionen zu Grunde, die aufgrund gesellschaftlich gewachsener Kontexte mit persönlicher Nähe und Gemeinschaft verbunden werden. Persönliches Miteinander, jegliche Kontaktaufnahmen und Bewegungsfreiheit, demokratische Strukturen, Soziale Teilhabe und Selbstbestimmtheit, bildeten den Kontext. In diesem konnte sich auch die Fürsorge weiter entwickeln.
Nun plötzlich, aufgrund eines Virus den die Natur der Menschheit schickt, stehen diese Traditions- und Kulturgüter vor einer Probe. „Distanz“ (Social Distancing), als neues von der Natur gefordertes Instrument der Fürsorge, bildet einen Traditions- und Kulturbruch im menschlichen Miteinander. Wie nun umgehen mit dieser neuen Herausforderung?
Gemeinsames distanzieren - Distanz (Social Distancing) sichert Gemeinschaft
Zur Sicherung der Gesellschaft ist kein Platz für Ichlinge / Egoisten. Distanz (Social Distancing) als neues Instrument der Fürsorge zum Wohl der Gesellschaft, muss akzeptiert werden. Dort wo Ichlinge / Egoisten dieses neue Prinzip der Fürsorge nicht akzeptieren, muss das staatliche Ordnungsprinzip sie in die Schranken weisen. Die notwendige Fürsorge beinhaltet aktuell daher, dass der Rechtsstaat mit seiner Ordnungsmacht einschreiten muss, um Menschenleben zu schützen. Nach der „Corona-Virus -Zeit“ muss sich die Gesellschaft mit ihren staatlichen und nichtstaatlichen Strukturen sowie Organisationen die Frage stellen, ob sie das Handeln der Ichlinge noch tolerieren kann, da sie durch ihren Egoismus die Gemeinschaft gefährden.
Krisen sind jedoch immer auch Chancen. Digitalisierung / neue Kommunikationsmittel bilden in dieser Krise diese Chancen. Trotz des neuen Instrumentes der Distanz (Social Distancing), kann in der Fürsorge die Kommunikation aufrechterhalten werden. Der Ausbau, der bislang noch nicht abschließend ist, muss dringend weiter gehen. Diese Krise zeigt uns auf, wie wichtig in einer globalisierten Gesellschaft Instrumente der neuen Kommunikation sind, die die Gesellschaft gerade in solchen Zeiten aufrecht halten und Kommunikation ermöglichen können. Wesentlich ist es jedoch die entsprechenden notwendigen Kompetenzen zu vermitteln, um mit und in den neuen Kommunikationsmitteln agieren zu können, sowie die Technik zur Verfügung zu stellen.
Dort, wo zwingender persönlicher Kontakt aufrechterhalten werden muss, sind die strengen Hygieneverordnungen zu beachten. In allen anderen Bereichen können die neuen Kommunikationsmittel, das neue Instrument der „Distanz (Social Distancing) in der Fürsorge“ als Schutz der menschlichen Gemeinschaft und das notwendige menschlichen Miteinanders, aktuell etwas entspannen.
Wir müssen für die Zukunft lernen mit „Distanz“ (Social Distancing), als neuem Instrument der Fürsorge die einen Traditions- und Kulturbruch darstellt, umzugehen. Notwendige Schritte der Weiterentwicklung moderner Kommunikationsmittel müssen angegangen werden, sollten wieder eine Krise mit diesen Folgen auftreten.
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