Samstag, 22. Februar 2014

Quo Vadis - Erzieher_in - wohin des Weg‘s?


Quo Vadis - Erzieher_in -  wohin des Weg‘s?

 

Viel wurde schon über die Zukunft der Erzieher_innen gesprochen – viel geschrieben – viel debattiert. Aber wohin wird der Weg sie führen?

Was haben wir mittlerweile alles dem Erzieher – Beruf  in den Rucksack gepackt?

Mir fällt da vieles ein:

Einen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag, das Bundeskinderschutzgesetz, die Aufgaben nach dem SGB VIII (KJHG) und den entsprechenden Landesausführungsgesetzen, eine Zuordnung im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) in die Niveau – Stufe 6 – analog der Ausbildung des Bachelor (BA) und Meisers, eine geteilte Ausbildung in Fachschulen  und Fach(hoch)schulen, eine separierte Zuordnung im Tarifwerk Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) im TVöD, ständig steigende Erwartungen der Gesellschaft und vieles mehr …

Und wie viele Begriffe und Berufsbezeichnungen wurden in den Rucksack gepackt?

Viel drin in deinem Rucksack, Erzieher_in !!!! Und nun????

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Eine Diskussionsplattform wurde auf Facebook hier eingerichtet:

Quo Vadis - Erzieher_in?

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Mein Grundsatz mittlerweile:

Ich stehe für die Akademisierung der Erzieher_innen ein.

Was bedeutet das? 



Ausbildung
Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)

In der „neuen“ Welt des Deutschen Qualifikationsrahmens heißt es:

„Mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen wird erstmals ein umfassendes, bildungsbereichsübergreifendes Profil der in Deutschland erworbenen Kompetenzen vorgelegt. Als nationale Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen soll er die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen und zur angemessenen Bewertung und Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beitragen. Zunächst werden alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems in den Bereichen Schule, Berufliche Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung einbezogen. In zukünftigen Schritten sollen auch Ergebnisse des informellen Lernens berücksichtigt werden.“

Die Ausbildung Erzieher_innen muss daher heute unter dem Aspekt des Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) sowie dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) gesehen werden.

Innerhalb des DQR erfolgen Kompetenzzuweisungen zu unterschiedlichen Niveaustufen. Der Abschluss Bachelor, Meister sowie die Fachausbildung der Erzieher_innen wird gemeinsam in der Niveaustufe 6 zugeordnet.

Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass im Europa des Freien Marktes eine Akademisierung des Erzieher_innenberufes notwendig ist, um den Erzieher_innen entsprechende Wechsel in Europa zu ermöglichen.


Entwicklung der Profession

 
In der Regel wird zur Definition das Attributemodell herangezogen:

  1. Wissenschaftlich fundiertes Sonderwissen, spezielle Fachterminologie
  2. langandauernde, theoretisch fundierte Ausbildungsgänge auf akademischem Niveau (staatl. Lizenz)
  3. berufsständische Normen (code of ethics), Eigeninteressen gesetzlich beschränkt (non-profit)
  4. exklusives Handlungskompetenzmonopol
  5. Tätigkeitsbereich besteht aus gemeinnützigen Funktionen, Aufgaben von grundlegender Bedeutung
  6. Autonomie bei der Berufsausübung (Fach- und Sachautorität)
  7. Selbstkontrolle durch Berufsverbände, Interessenvertretung

Wie in Punkt 2 zu sehen ist, beinhaltet die Professionsentwicklung eine langandauernde, theoretisch fundierte Ausbildung auf akademischem Niveau (staatl. Lizenz). Wird die Ausbildung Erzieher_innen auf dem Fachschulniveau festgeschrieben, so steht dem Beruf Erzieher_innen diese Entscheidung auf dem Weg hin zur Entwicklung einer Profession entgegen.

 
Tarifliche Einbindung

Auf Deutschland bezogen muss der derzeitige Tarifvertrag (SuE im TVöD) und die dortige Eingruppierung für Erzieher_innen berücksichtigt werden. Gerade in einer Modifizierung des Sozial- und Erziehungsdienstes halte ich daher eine klare Positionierung für Erzieher_innen als akademisierten Beruf für zwingend notwendig.


Übernahme neuer Verantwortungen – Bundeskinderschutzgesetz

Zukünftig sollten daher die Fachkräfte der Sozialen Arbeit – auch unter Berücksichtigung des Bundeskinderschutzgesetzes und der dortigen Regelungen und Aufgaben  auch tariflich zusammengeführt werden.

 
Akademisierte Ausbildung

Bildung und Erziehung wird in unserer Gesellschaft als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen. Die beruflichen Anforderungen, die dabei an die mit der Erziehung von Kindern beauftragten Personen gestellt werden, steigen stetig.

Eine Debatte, die in diesem Zusammenhang geführt wird, beinhaltet die Praxisferne der Bachelorausbildung. Diese Debatte wiederum ist jedoch eher grundsätzlicher Natur des gesamten Studiums im Bachelor und bedarf daher einer eigenen Debatte.

Ich habe mittlerweile bereits verschiedene Veröffentlichungen, die auch diese Themen betreffen, getätigt. So zum Beispiel im Buch „Soziale Arbeit zwischen Generalisierung und Spezialisierung -  „Das Ganze und seine Teile Theorie, Forschung und Praxis Sozialer Arbeit“ (Band 3) Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-86649-434-3“ mit dem Beitrag „ Generalistisches Grundstudium als Grundlage der Kompetenzorientierung der weiteren Professionsentwicklung“ der Beitrag in der Sozialen Arbeit 9/10.2012 „Profession gegen Disziplin? Forderungen der Praxis an die Berufsausbildung“ und andere.

 

Wie könnte die Zukunft aussehen?

Da die Bachelor Studiengänge wie die gesamte Studienlandschaft stetig evaluiert werden, sind Veränderungsprozesse in der Ausbildung jederzeit möglich. Mit neuen Curricula der Ausbildung zu Erzieher_innen muss auf die Lehre Einfluss genommen werden. Künftige generalistische Studiengänge müssen eine Schwerpunktbildung im Handlungsfeld ermöglichen, wie dies bereits jetzt schon in vielen Studiengängen ermöglicht wird, an dem modellhaft gelernt werden kann.

 
Ich kann mir daher folgenden Aufbau vorstellen:

 
3 Semester
Grundstudium (generalistisch für alle Schwerpunkt gleich)
1 Semester
Theorie / Praxis und Praxis / Theorie - Transfer
2 Semester
Hauptstudium (mit Schwerpunktbildung im Handlungsfeld zum Beispiel Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Erziehung und Bildung, Schulsozialarbeit usw.)

 
Als wesentlich wird mittlerweile auch von vielen Organisationen, Verbänden, Interessengemeinschaften und Anstellungsträgern etc. im Feld gesehen, dass der Berufseinmündungsphase eine besondere Bedeutung zugewiesen wird. In dieser können wesentliche und notwendige Praxiskenntnisse entsprechend vermittelt werden. Diese könnte wie folgt aussehen:

 
Ein Berufseinmündungsjahr mit staatlicher Anerkennung (entweder wie bisher als "Anerkennungsjahr" oder alternativ zum Beispiel mit Traineeprogrammen der Träger o.a.)

  
Die Frage nach Leitungsfunktionen von Einrichtungen der Jugendhilfe ist eigentlich beantwortet. So können notwendigen Kompetenzen bereits in besonderen Master-Studiengängen erworben werden.

 
Dreiklang

Es wird gerade mit dem Anspruch des Lebensklangen Lernens immer wichtiger den  Dreiklang“ in den Bereichen:

  • Ausbildung
  • Berufseinmündung(-Jahr)
  • Berufsphase
sowie die Übergänge innerhalb der Bereiche (z.B. der Wechsel von einem Handlungsfeld zum anderen) und zu den Bereichen genauer betrachtet und notwenige Fort- und Weiterbildungen müssen geschaffen werden.

 
Quo Vadis – Erzieher_in,  wohin des Weg‘s?

 
Gerne bemühe ich in solchen Situationen ein Zitat von Franz Kafka (österr. Romanautor tschech. Herkunft, 1883-1924)

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

Daher machen wir uns auf für die Entwicklung unserer gemeinsamen Profession der Sozialen Arbeit.

Euer


Michael Leinenbach

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