Viel wurde schon über die Zukunft der Erzieher_innen gesprochen
– viel geschrieben – viel debattiert. Aber wohin wird der Weg sie führen?
Was haben wir mittlerweile alles dem Erzieher – Beruf in den Rucksack gepackt?
Mir fällt da vieles ein:
Einen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag, das
Bundeskinderschutzgesetz, die Aufgaben nach dem SGB VIII (KJHG) und den entsprechenden
Landesausführungsgesetzen, eine Zuordnung im Deutschen Qualifikationsrahmen
(DQR) in die Niveau – Stufe 6 – analog der Ausbildung des Bachelor (BA) und Meisers,
eine geteilte Ausbildung in Fachschulen und Fach(hoch)schulen, eine separierte
Zuordnung im Tarifwerk Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) im TVöD, ständig
steigende Erwartungen der Gesellschaft und vieles mehr …
Und wie viele Begriffe und Berufsbezeichnungen wurden in
den Rucksack gepackt?
Viel drin in deinem Rucksack, Erzieher_in !!!! Und
nun????
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Eine Diskussionsplattform wurde auf Facebook hier eingerichtet:
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Quo Vadis -
Erzieher_in?
Mein
Grundsatz mittlerweile:
Ich stehe für die Akademisierung der Erzieher_innen ein.
Was
bedeutet das?
Ausbildung
Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)
In der
„neuen“ Welt des Deutschen
Qualifikationsrahmens heißt es:
„Mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen wird
erstmals ein umfassendes, bildungsbereichsübergreifendes Profil der in
Deutschland erworbenen Kompetenzen vorgelegt. Als nationale Umsetzung des
Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen soll er die
Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen und zur
angemessenen Bewertung und Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa
beitragen. Zunächst werden alle formalen Qualifikationen des deutschen
Bildungssystems in den Bereichen Schule, Berufliche Bildung, Hochschulbildung
und Weiterbildung einbezogen. In zukünftigen Schritten sollen auch Ergebnisse
des informellen Lernens berücksichtigt werden.“
Die
Ausbildung Erzieher_innen muss daher heute unter dem Aspekt des Deutschen
Qualifikationsrahmen (DQR) sowie dem Europäischen
Qualifikationsrahmen (EQR) gesehen werden.
Innerhalb des DQR
erfolgen Kompetenzzuweisungen zu unterschiedlichen Niveaustufen. Der Abschluss
Bachelor, Meister sowie die Fachausbildung der Erzieher_innen wird gemeinsam in
der Niveaustufe 6 zugeordnet.
Gleichzeitig
muss berücksichtigt werden, dass im Europa des Freien Marktes eine
Akademisierung des Erzieher_innenberufes notwendig ist, um den Erzieher_innen
entsprechende Wechsel in Europa zu ermöglichen.
Entwicklung der Profession
In der Regel
wird zur Definition das Attributemodell
herangezogen:
- Wissenschaftlich fundiertes
Sonderwissen, spezielle Fachterminologie
- langandauernde, theoretisch
fundierte Ausbildungsgänge auf akademischem Niveau (staatl. Lizenz)
- berufsständische Normen (code
of ethics), Eigeninteressen gesetzlich beschränkt (non-profit)
- exklusives
Handlungskompetenzmonopol
- Tätigkeitsbereich besteht aus
gemeinnützigen Funktionen, Aufgaben von grundlegender Bedeutung
- Autonomie bei der
Berufsausübung (Fach- und Sachautorität)
- Selbstkontrolle durch
Berufsverbände, Interessenvertretung
Wie in Punkt 2 zu sehen ist, beinhaltet
die Professionsentwicklung eine langandauernde, theoretisch fundierte
Ausbildung auf akademischem Niveau (staatl. Lizenz). Wird die
Ausbildung Erzieher_innen auf dem Fachschulniveau festgeschrieben, so steht dem
Beruf Erzieher_innen diese Entscheidung auf dem Weg hin zur Entwicklung einer
Profession entgegen.
Tarifliche Einbindung
Auf Deutschland bezogen
muss der derzeitige Tarifvertrag (SuE im TVöD) und die dortige Eingruppierung
für Erzieher_innen berücksichtigt werden. Gerade in einer Modifizierung des
Sozial- und Erziehungsdienstes halte ich daher eine klare Positionierung für Erzieher_innen
als akademisierten Beruf für zwingend notwendig.
Übernahme neuer Verantwortungen – Bundeskinderschutzgesetz
Zukünftig sollten
daher die Fachkräfte der Sozialen Arbeit – auch unter Berücksichtigung des Bundeskinderschutzgesetzes
und der dortigen Regelungen und Aufgaben auch tariflich zusammengeführt werden.
Akademisierte Ausbildung
Bildung und
Erziehung wird in unserer Gesellschaft als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
gesehen. Die beruflichen Anforderungen, die dabei an die mit der Erziehung von
Kindern beauftragten Personen gestellt werden, steigen stetig.
Eine
Debatte, die in diesem Zusammenhang geführt wird, beinhaltet die Praxisferne
der Bachelorausbildung. Diese Debatte wiederum ist jedoch eher grundsätzlicher
Natur des gesamten Studiums im Bachelor und bedarf daher einer eigenen Debatte.
Ich habe mittlerweile bereits verschiedene
Veröffentlichungen, die auch diese Themen betreffen, getätigt. So zum Beispiel im
Buch „Soziale Arbeit zwischen
Generalisierung und Spezialisierung - „Das
Ganze und seine Teile Theorie, Forschung und Praxis Sozialer Arbeit“ (Band 3) Verlag
Barbara Budrich, ISBN 978-3-86649-434-3“ mit dem Beitrag „ Generalistisches
Grundstudium als Grundlage der Kompetenzorientierung der weiteren
Professionsentwicklung“ der Beitrag in der Sozialen Arbeit
9/10.2012 „Profession gegen Disziplin?
Forderungen der Praxis an die Berufsausbildung“ und andere.
Wie könnte die Zukunft aussehen?
Da die
Bachelor Studiengänge wie die gesamte Studienlandschaft stetig evaluiert
werden, sind Veränderungsprozesse in der Ausbildung jederzeit möglich. Mit
neuen Curricula der Ausbildung zu Erzieher_innen muss auf die Lehre Einfluss
genommen werden. Künftige generalistische Studiengänge müssen eine Schwerpunktbildung
im Handlungsfeld ermöglichen, wie dies bereits jetzt schon in vielen
Studiengängen ermöglicht wird, an dem modellhaft gelernt werden kann.
Ich kann mir daher folgenden Aufbau vorstellen:
3 Semester
|
Grundstudium (generalistisch
für alle Schwerpunkt gleich)
|
1 Semester
|
Theorie / Praxis und Praxis / Theorie - Transfer
|
2 Semester
|
Hauptstudium (mit Schwerpunktbildung
im Handlungsfeld zum Beispiel Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Erziehung
und Bildung, Schulsozialarbeit usw.)
|
Ein
Berufseinmündungsjahr mit staatlicher Anerkennung (entweder wie bisher als
"Anerkennungsjahr" oder alternativ zum Beispiel mit
Traineeprogrammen der Träger o.a.)
|
Dreiklang
Es wird
gerade mit dem Anspruch des Lebensklangen Lernens immer wichtiger den „Dreiklang“ in den Bereichen:
- Ausbildung
- Berufseinmündung(-Jahr)
- Berufsphase
Gerne bemühe ich in
solchen Situationen ein Zitat von Franz Kafka (österr. Romanautor tschech. Herkunft, 1883-1924)
„Wege
entstehen dadurch, dass man sie geht.“
Daher
machen wir uns auf für die Entwicklung unserer gemeinsamen Profession der
Sozialen Arbeit.
Euer
Michael
Leinenbach
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