Die Kunst der kleinen Schritte - und mit Ihnen umzugehen
Es ist schon wieder soweit. Das Jahr 2014 neigt sich zum Ende.
Zeit kurz inne zu halten und zurückzublicken.
Markus Seidel hat einen seiner Romane „Umwege erhöhen die
Ortskenntnis“ benannt. Das Buch schildert die Geschichte eines Mannes, der
durch Berlin läuft und viele Umwege gehen muss, um immer ein Stück weiter zu
kommen.
Am Ende des Jahres 2014 kann ich für mich feststellen,
dass ich durch einen „Umweg“ wieder ein wenig meinen Blick geändert habe. Dieser
Umweg war die Teilnahme an der diesjährigen Fachtagung des BHP mit dem Titel „Heilpädagogik
– Die Kunst der kleinen Schritte“. Entliehen war das Motto aus
dem gleichlautenden
Gedicht von Antoine de Saint-Exupéry.
Sehr berührt hat mich das Lesungsgespräch „Im geheimen kann Lotta alles“
– von Sandra Roth, der Buchautorin, Journalistin und Mutter von "Ben und
Lotta" aus ihrem Buch „Lotta Wundertüte“.
Lenkt diese Geschichte doch unseren
Blick weg vom so genannten „Großen und Ganzen“ hin auf „wesentliche Dinge des
Lebens“. Ein Lächeln, das zu der Entwicklung eines Menschen gehört und auf uns,
die wir inne halten müssen um uns zu erden, die Haltung zu prüfen und unser
Leben zu betrachten.
Gerade die Adventszeit stellt uns vor diese
Fragestellungen. Und gerade auch das Jahr 2014 mit seinen Entwicklungen fordert
ein Innehalten ein. Unterstützt werden wir beim Innehalten von der Weihnachtsgeschichte.
Aus:
Lukas
- Kapitel 2
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. ....... Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die ward schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
„Die Kunst der kleinen Schritte“. Joseph aus Galiläa und Maria machten sich auf den Weg. Nach Lukas heißt es dann: „wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Auch heute sind viele Menschen unterwegs. Einige kommen
zu uns um hier ein neues Leben beginnen zu können. Wie gehen wir mit diesen Menschen
um? Was bedeutet „Die Kunst der kleinen Schritte“ in diesem
Kontext für uns? Hilfe geben im Kleinen – dort wo man es kann. Ein Jede_r an
ihrem / seinen Platz?„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. ....... Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die ward schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
„Die Kunst der kleinen Schritte“. Joseph aus Galiläa und Maria machten sich auf den Weg. Nach Lukas heißt es dann: „wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Für den Schutz des so genannten „Großen und Ganzen“ werden
von der Politik und Gesellschaft riesige Hürden geschaffen. Zuletzt gar sind
Parteien und außer parteiliche Gruppen der Bürgergesellschaft dabei lauthals
vor Überfremdung zu warnen? Eine Frage die sich mir hier stellt: sind denn
diese Bürger alle nicht in Religionsgemeinschaften, auch nicht in Christlichen?
Wenn doch, kennen sie alle die Bibel nicht? Wo bleibt der Respekt, wo die
Achtung der Menschenrechte und Glaubensfreiheit, wie sie in unserem Grundgesetz
steht?
Ein Blick zurück könnte helfen. Wanderbewegungen gab es
in der menschlichen Entwicklung immer schon. Wo wären wir, wenn es die
unterschiedlichen Kultureinflüsse bei uns nicht gegeben hätte? Als „Saarländer“
bin ich „sehr“ davon betroffen, wie ich finde aber positiv. Wechselte unsere
Region doch in der Historie schon oft zwischen Deutschland und Frankreich bzw.
der gerade herrschenden Königs- oder Fürstentümer hin und her? Auch andere
europäische Länder haben entsprechend durch Zuwanderung usw. vermischte Kulturen,
ich nenne z.B. Spanien, Italien und
Frankreich. Und was ist aus den Zuwanderungsländern wie den USA? Müssen wir
nicht vielmehr langsam die wichtige Frage stellen, wie wir uns als Zuwanderungsland
aufstellen, den faktisch sind wir das ja schon.
Und wie gehen wir mit den heutigen Grenzen um? Endet
"Entwicklung" irgendwann?
Nach Herbert Straif & Hannes Schirmann versteht man
unter Entwicklung im Allgemeinen einen "Prozess der
Entstehung, der Veränderung bzw. des Vergehens". Erklärt sich
vielleicht das Verhalten, das wir zurzeit in der Bürgerschaft erleben aus dem
Verständnis heraus, dass bestimmte Gruppen „Angst“ vor „Veränderung“ bzw. vor
dem „Vergehen“ haben? Bisherige Privilegien geraten in Gefahr, Veränderungen
stehen vor der Tür, neues entsteht oder kann entstehen?
Auch hier habe ich in diesem Jahr eine interessante
Erfahrung machen dürfen. Innerhalb einer Debatte an der ich teilnehmen konnte
kam plötzlich die Frage des Umgangs mit der Kultur der Migranten_innen in der
Gesellschaft auf. Für uns und unsere Gesetzeslagen oftmals ein sehr schwieriges
Thema. Ein Kollege aus dem Ruhrgebiet meinte dann „wenn es in der Historie
keine Migration gegeben hätte, würde er heute nicht hier sitzen“.
Und die Migration aus Deutschland heraus sollte nicht
vergessen werden. Auch Deutsche mussten in der Historie schon flüchten und
wurden in den verschiedenen Ländern entsprechend aufgenommen.
„Die Kunst der kleinen Schritte“.
Anstatt sich mit Ideologien und nur noch mit dem so genannten „Großen und
Ganzen“ zu beschäftigen, sollten wir die „Kleinen Schritte“ gehen und das
Wesentliche nicht aus den Augen verlieren.
Gleichzeitig müssen wir jedoch auch immer einen Blick zu
den politisch Verantwortlichen werfen. In einer Zeit der politisch bewusst
herbei geführten Unsicherheit geht der Schrei der Politik dann oft in Richtung,
dass die Gesellschaft bedeutend mehr Ehrenamt benötigt, womit gleichzeitig auch
die Professionalität in Frage gestellt wird. Plötzlich werden die "Mutter mit Herz", die Menschen
im "Bundesfreiwilligendienst",
die vielen "Ehrenamtlichen" in den Mittelpunkt gestellt. All diese
Ehrenamtlichen leisten ihren Dienst für die Gesellschaft, ersetzen hierbei
jedoch die Professionalität nicht. Die Lösung kann nur heißen: "das eine tun
ohne das andere zu lassen". Es liegt an uns an den richtigen Stellen immer
wieder darauf hinzuweisen.
Blicken wir noch einmal kurz in die aktuelle Debatte. Das
Deutsche Institut für Menschenrechte und die Stiftung "Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft" definiert Inklusion wie folgt: „Inklusion
ist nicht nur eine gute Idee, sondern ein Menschenrecht. Inklusion bedeutet,
dass kein Mensch ausgeschlossen, ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt werden
darf. Als Menschenrecht ist Inklusion unmittelbar verknüpft mit den Ansprüchen
auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Damit ist Inklusion sowohl ein
eigenständiges Recht, als auch ein wichtiges Prinzip, ohne dessen Anwendung die
Durchsetzung der Menschenrechte unvollständig bleibt….“
„Die Kunst der kleinen Schritte“,
somit unsere aller Aufgabe?
„Lotta ist
eine Wundertüte“, sagt ein Arzt. „Man weiß nie, was drin ist.“
Es gibt viele „Lottas“ mit ihren Unterschiedlichkeiten um
uns herum. Der Bildungsserver Brandenburg hat eine Definition die mir sehr gut
gefällt und die ich gerne verwende: Inklusion bezeichnet einen Zustand der
selbstverständlichen Zugehörigkeit aller Menschen zur Gesellschaft. Damit
verbunden ist die Möglichkeit aller zur uneingeschränkten Teilhabe in allen
Bereichen der Gesellschaft. Das Konzept der Inklusion wendet sich damit gegen
die Diskriminierung oder das "an den Rand drängen" (Marginalisierung)
von Menschen aufgrund zuschreibbarer Merkmale wie z.B. religiöse und
weltanschauliche Überzeugungen, Geschlecht, Soziallage, Alter, kulturelle
Hintergründe, Hautfarbe, sexuelle Orientierung und körperliche oder geistige
Behinderungen. Verschiedenheit wird als Normalität betrachtet.
Halten wir also inne und überdenken wir unser tägliches Handeln.
Und geben wir den unterschiedlichen „Lottas“ in der Gesellschaft die Chance,
die ihnen zusteht, sowohl in der Zivilgesellschaft als durch die Professionalität.
Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest und alles
Gute für das Neue Jahr 2015, vor allem Gesundheit, viel Glück und Zufriedenheit
und alles Gute auf dem dann nun für jeden
kommenden neuen Weg.
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