Interview im t@cker (Bundesjugendleitung,
dbb beamtenbund und tarifunion)
aus
der Ausgabe 12/2015Notwendigkeit und Möglichkeit, sich einzubringen
Ich möchte hier etwas früher ansetzen und den Hintergrund beleuchten, warum mir das Thema so wichtig ist. Ich selbst komme ursprünglich aus der Jugendverbandsarbeit. Als ich im DBSH meine ersten Funktionen übernahm, stieß ich auf allen Ebenen auf festgefahrene und tradierte Strukturen, zu deren Aufrechterhaltung ein unfassbares Regelwerk errichtet wurde, das jegliche Spontaneität von Beginn an verhinderte. Damals war mir als „junger“ Kollege das Ganze sehr suspekt, und mir fehlten die bekannten Formen der Jugendverbandsarbeit mit der Möglichkeit sich einzubringen. Fragen Sie mich nicht, wie oft ich das Ganze am liebsten hingeworfen hätte. Das berühmte Zitat der Verwaltung „das haben wir aber immer schon so gemacht“, war noch die harmloseste Form, die ich erlebt habe. Erst nach der Übernahme des Bundesvorsitzes konnte ich die Weichen stellen, sodass sich eine eigene Nachwuchsorganisation in den Reihen des DBSH aufbauen konnte. Nach und nach reifte in Teilen der Organisation die Erkenntnis der Notwendigkeit der Nachwuchsorganisation. Mittlerweile haben bereits Kollegeninnen und Kollegen wichtige Funktionen im Verband übernommen und sind gleichzeitig noch in ihre Netzwerke der Jugendorganisation eingebunden.
Bedenken? Bedenkenträger?
Klar. Kennen Sie das Wort „Jugendwahn“? Wenn
nicht, ich bin aus Sicht einiger älteren Kollegeninnen und Kollegen ein Wesen
mit solchen Zügen. Aber schauen wir doch mal genau hin. Bereits Sokrates sagte
über die Jugend: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte
Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten
und schwatzt, wo sie arbeiten sollte…“ (449 – 399 v. Christus). Kann es uns da
wundern, dass auch heute noch die Bedenkenträger ihren Platz in den Organisationen
haben? Vielleicht müssen wir einfach zur Kenntnis nehmen, dass jede Generation
ihre Werte, ihr Vorstellungen, ihre Kommunikationswege oder einfach gesagt ihre
eigene Kultur entwickelt. Und sind wir mal ehrlich – die Fragestellung hat
auch etwas mit Macht zu tun. Wer gibt denn schon gerne Macht ab? Uns allen muss
klar sein muss, dass bei der Ausübung von Macht immer auch eine gewisse Art der
Ohnmacht vorhanden ist. Fühlt Macht sich bedroht oder fühlt sich gar die eigene
Kultur bedroht – aus welchen Gründen auch immer – gibt es immer die Opposition,
deren größtes Ansinnen es ist, das sich nur nichts verändert. Man muss nur auf
die aktuelle Situation der Menschen auf dem Weg in eine sichere Zukunft schauen
und wie Deutschland und Europa damit umgeht. Das erklärt dann auch, warum es
Bedenkenträger bzgl. der Jugendarbeit in Verbänden gibt. Die Ursache ist die
Gleiche: Angst vor Neuem, vor Verlust der Identität, der Macht und der eigenen
Kultur.
Jede Organisation braucht Impulse
Jede Organisation benötigt, um sich weiter zu entwickeln, neue Impulse. Gleichsam ist es die Aufgabe der Organisationen, im Rahmen der Bildungsarbeit die eigene Kultur und Identität an die nächste Generation weiter zu geben. Ich sehe in der eigenständigen Jugendarbeit viele Vorteile für die unterschiedlichen Adressaten. Die Jugend findet in der eigenständigen Jugendarbeit einen Raum, sich in politischem Handeln zu üben, sich weiter zu entwickeln und auch Grenzerfahrungen zu sammeln, die notwendig sind, um die Weiterentwicklung voran zu treiben. Die Organisationen haben den Vorteil, dass sie einerseits ihre Kultur leben und andererseits aus der Jugend diverse Impulse aufnehmen können. Dadurch kann sich die Organisation weiterentwickeln und bleibt nicht stehen. Ich glaube, das Wichtigste, was wir alle verstehen und auch lernen müssen, ist die Tatsache, dass menschliches Leben und alles, was damit zu tun hat, immer Entwicklungsphasen unterliegt. Das bedeutet nun nicht, dass wesentliche Errungenschaften der menschlichen Kultur wie Menschenrechte usw. sich ständig ändern müssen. Aber wenn wir einen Rückblick auf die letzten Jahrzehnte, gar Jahrhunderte in Europa tätigen, sehen wir, dass sich vieles entwickelt hat. Diese Entwicklungen müssen als normale Prozesse des Lebens begriffen werden.
Jede Organisation benötigt, um sich weiter zu entwickeln, neue Impulse. Gleichsam ist es die Aufgabe der Organisationen, im Rahmen der Bildungsarbeit die eigene Kultur und Identität an die nächste Generation weiter zu geben. Ich sehe in der eigenständigen Jugendarbeit viele Vorteile für die unterschiedlichen Adressaten. Die Jugend findet in der eigenständigen Jugendarbeit einen Raum, sich in politischem Handeln zu üben, sich weiter zu entwickeln und auch Grenzerfahrungen zu sammeln, die notwendig sind, um die Weiterentwicklung voran zu treiben. Die Organisationen haben den Vorteil, dass sie einerseits ihre Kultur leben und andererseits aus der Jugend diverse Impulse aufnehmen können. Dadurch kann sich die Organisation weiterentwickeln und bleibt nicht stehen. Ich glaube, das Wichtigste, was wir alle verstehen und auch lernen müssen, ist die Tatsache, dass menschliches Leben und alles, was damit zu tun hat, immer Entwicklungsphasen unterliegt. Das bedeutet nun nicht, dass wesentliche Errungenschaften der menschlichen Kultur wie Menschenrechte usw. sich ständig ändern müssen. Aber wenn wir einen Rückblick auf die letzten Jahrzehnte, gar Jahrhunderte in Europa tätigen, sehen wir, dass sich vieles entwickelt hat. Diese Entwicklungen müssen als normale Prozesse des Lebens begriffen werden.
Mut zur Lücke und Mut zu neuen Herausforderungen!
Ich kann nur raten: „Mut zur Lücke und Mut zu
neuen Herausforderungen!“ Ich möchte den Kollegeninnen und Kollegen auch aus
der Erfahrung den Tipp mit auf den Weg geben, dass solche Prozesse oftmals am
besten aus der mittleren Generation heraus angestoßen werden sollten. Diese
Generation hat die „Entwicklungsphase der Jugend“ meist gerade erst hinter sich
und kann noch sehr empathisch mit der nachwachsenden Generation mitfühlen. Die
ältere Generation hat meist, ob bewusst oder unbewusst, den Auftrag der „Wahrung
des Erbes“ übernommen und wird natürlich auf alle Fälle versuchen, dieses vor
Veränderung zu schützen. Da ich selbst langsam auf dem Weg zum „Alter“ bin,
gestattete ich mir auch diese offene Kommentierung, denn sie betrifft mich
selbst. Wenn wir als Organisationen weiter bestehen wollen, schaffen wir das
nur auf dem Weg der Kommunikation und Moderation der unterschiedlichen
Generationen. Wir müssen allen Generationen ihren Platz in den Organisationen
geben und die Übergänge vorbereiten und moderieren. Ich ende mit einem Zitat
von Straif und Schirmann (psychologische Begriffsbestimmungen 2006), die
Entwicklung definieren als „einen Prozess der Entstehung, der Veränderung und
des Vergehens“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen